Bei dem Begriff Kirche denkt man hauptsächlich an die christlichen Kirchen. Diese haben eine mehr als tausendjährige Geschichte hinter sich. Mehrmals kam es dabei zu einem Bruch zwischen verschiedenen kirchlichen Strömungen.
Die Ost- und Westkirchen
Das Christentum ist bereits im Römischen Reich entstanden. Es vertritt die Lehren von Jesus Christus. Im 4. Jahrhundert nach Christus löste sich das römische Imperium jedoch langsam auf und trennte sich in ein ost- und ein weströmisches Reich. Im Zuge dieser politischen Trennung entstand auch eine Separation der Christen. Die Folge war eine Abspaltung der östlichen orthodoxen Kirche von der westlichen römisch-katholischen Kirche. Während die römisch-katholische Kirche des Westens ihren Sitz in Rom hatte, befand sich dieser in der orthodoxen Kirche im alten Konstantinopel. Die Kirchenspaltung vollzog sich über mehrere Jahrhunderte. Die endgültige Trennung erfolgte im Jahr 1054. Durch die folgenden Kreuzzüge kam es zur Zerstörung Konstantinopels durch den Westen, und im Jahr 1204 war die Spaltung zwischen der orthodoxen Kirche und der Kirche des Westens eine beschlossene Sache.
Die Trennung im 16. Jahrhundert
In der Westkirche kam es im 16. Jahrhundert erneut zu Spannungen. Viele kritisierten die schlechte Organisation der römisch-katholischen Kirche und forderten eine grundlegende Reformation. Diese Versuche scheiterten aber mehrmals. Schließlich trat der Mönch Martin Luther (1483 – 1546) in Erscheinung. Er betrachtete die christliche Lehre aus einer anderen Perspektive als die damaligen Päpste und Bischöfe und berief sich auf die Gnade Gottes. Vor allem die damals herrschende Ablasspolitik der Kirche lehnte Luther ab. Sich gegen Geld von seinen Sünden freizukaufen, entsprach seiner Meinung nach nicht der christlichen Glaubenslehre. Er verfasste daraufhin mehrere Schriften und forderte darin die Erneuerung der Kirche. Der Papst verhängte einen Bann über Luther. Doch Luther hatte zahlreiche Fürstenhöfe hinter sich, sodass der päpstliche Bann unwirksam blieb. Bei seinem Tod war die Spaltung der katholischen Kirche besiegelt und die evangelisch-lutherische Kirche war geboren.
Die letzten Kirchenspaltungen in der westlichen Kirchenwelt erfolgten schließlich durch zwei Vatikanische Konzile. Im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 separierten sich die Alt-Katholiken von der neuen katholischen Kirche. Zwischen dem 11. Oktober 1962 und dem 8. Dezember 1965 wurde das Zweite Vatikanische Konzil ins Leben gerufen. Dabei wurde die Religionsfreiheit propagiert und die Kirche trat in den Dialog mit Anders- und Nichtgläubigen ein. Dieses Konzil wird von der römisch-katholischen Kirche heute auch als ökumenischen Konzil bezeichnet. Im Beschluss Lumen gentium 1964 wurde die römisch-katholische Kirche als eine Gemeinschaft von Gläubigen interpretiert. In der Liturgie forderte man die Abhaltung von Gottesdiensten in der jeweiligen Landessprache. Außerdem öffnete man sich auch den Andersgläubigen wie den Orthodoxen und den Protestanten. Zudem söhnte sich die römisch-katholische Kirche mit den Juden aus. Man versuchte auch, eine Ausgewogenheit zwischen den Lehren der Heiligen Schrift, der kirchlichen Tradition und dem Lehramt zu erlangen.